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Manholes und andere Löcher
17. Mai 2011
man·hole (mӑnʹhōl') n.
a hole through which a man can get into a sewer, conduit, etc. for repairs or inspection
[Webster's Dictionary]
Ein »Manhole« ist ein Loch, durch das ein Mann zu Reparatur- oder Inspektionszwecken in einen Kanalschacht steigen kann. Ein Manholecover ist demnach eine Schachtabdeckung. Freilich ist umgekehrt nicht jede Öffnung im Straßenbelag ein »Manhole« im engeren Sinne. Es gibt auch die kleineren Handholes, durch die kein Mann einsteigen kann und die zum Beispiel dafür da sind, Absperrventile zu erreichen. Die Vielfalt ist beträchtlich: Sämtliche städtischen Versorgungsadern, z. B. für Trink- und Abwasser, Gas, Elektrizität und Telephon benötigen Revisions- und Steuerungsstellen, die meist im Boden verborgen sind und deren Öffnungen mit Abdeckungen verschlossen werden müssen.
Manholecovers.de befaßt sich mit allen Arten dieser Abdeckungen, auch wenn sie im technischen Sinne keine Manholecover sind.
Kanaldeckel zeigen uns ein Stück Industrie- und Kulturgeschichte. Jeder kennt sie, aber nur wenige beachten sie. Dabei gäbe es gute Gründe, sich ihrer anzunehmen. Es gibt unzählige liebevoll gestaltete Deckel, die uns einiges über Designvorstellungen, Warenströme und industrielle Besitzverhältnisse ihrer jeweiligen Epoche verraten. Aber: Sie sind etwas undankbar positioniert. Ein amerikanischer Buchtitel zum Thema nennt das Problem beim Namen: Designs underfoot. Wir haben es also im wörtlichen Sinne mit einem Stück unserer Geschichte zu tun, das wir mit Füßen treten. Dabei gibt es eine internationale Szene von Kanaldeckelsammlern, die dieses interessante Gebiet für sich entdeckt haben, Netzseiten betreiben und selbst Bücher dazu veröffentlichen — und die ihren Sammelgegenstand bestimmt nicht gegen Briefmarken oder Bierdeckel eintauschen wollen. Natürlich werden (meist) nur Photographien gesammelt. Das physische Einsammeln von Kanaldeckeln würde selbst Eigenheimbesitzer schnell an ihre Grenzen bringen.
Das Problem ist: Täglich verschwinden bei Tiefbau- und Sanierunsarbeiten ungezählte wertvolle Stücke auf Nimmerwiedersehen (vermutlich in der Schrottschmelze, denn Eisen ist momentan ja recht hoch bewertet) und werden meist durch lieblos und billig produzierte Industrieware — oft einfache Gußringe mit betonierter Fläche — ersetzt. Ein Stück Vielfalt geht verloren, auch wenn einige Kommunen neue Deckel inzwischen als Imageträger entdeckt haben und etwas aufwendiger gestalten lassen, zum Beispiel mit Stadtwappen.
Dabei muß es in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts unzählige kleine Gießereien gegeben haben, so wie es ja auch in industrialisierten Regionen wie z. B. Sachsen viele kleine Motorrad- und Nähmaschinenproduzenten gegeben hat. Fast alle sind verschwunden, die verbliebenen von großen Konzernen gekauft. Das heißt: Die frühere Vielfalt kommt nicht wieder. Das, was heute an Deckeln verbaut wird, kommt von wenigen Anbietern und ist meist unter Standardisierungs- und Kostendruck entstanden.
Der Denkmalschutz steht wiederum vor dem Problem, daß er die verbliebenen Deckel nicht schützen kann, weil erstens niemand in der Lage ist, sich auch nur einen Überblick zu verschaffen, was denn noch auf Privatgrundstücken und öffentlichen Straßen für Schmuckstücke liegen und weil zweitens die Erarbeitung einer Systematik, die bestimmte Deckel bestimmten Epochen zuordnet, an Mangel diesbezüglicher Informationen scheitert. Ohne Systematik kein Regelwerk, ohne Regelwerk kein Denkmalschutz. Auch ist der Erhalt der Kanaldeckel am ursprünglichen Ort nicht immer möglich, da diese ja einem Verschleiß unterliegen und irgendwann einfach ihr Verfallsdatum überschritten haben. Trotzdem: Ein Gußdeckel wird sehr alt und die meisten verschwinden nicht, weil sie nicht mehr sicher wären, sondern weil es bei einer Straßensanierung schlicht billiger ist, Dutzendware einzusetzen, als das alte Stück in den neuen Belag einzupassen. Erschwerend kommt hinzu, daß Tiefbauämter und auch die Jungs, die praktischen Tiefbau treiben, nicht gerade als denkmalschützerische Sensibelchen verschrieen sind.
Schön wäre es, wenn zu ersetzende Deckel, sofern sie kulturhistorisch bedeutsam sind, musealisiert würden, wenn sich zum Beispiel ein großer Gießereibetrieb dazu entschließen könnte, hier einzuspringen und das zu leisten, was die staatliche Denkmalpflege nicht leisten kann. Da das bisher nicht abzusehen ist, bleibt einstweilen nur die photographische Archivierung.
Manholecovers.de berichtet aber auch über Innovationen und Kuriositäten im Bereich der Schachtabdeckungen und stellt Bücher und Veranstaltungen vor, die in diesen Themenbereich gehören.
Last but not least: Unsere Graphikabteilung steht bereit, Ihren individuellen Kanaldeckel zu gestalten, den wir gern auch für Sie produzieren lassen.