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Internationales Kanaldeckelmuseum — Museo delle Ghise


By Drainspotter - Posted on 13 November 2010

13. November 2010

Wer sich schon einmal auf den von mir verlinkten Seiten zu anderen Kanaldeckelsammlern umgesehen hat, ist vielleicht auch bei Ian Maxteds Blog »Manhole miscellany« vorbeigekommen. Bei ihm habe ich erstmals gelesen, daß es ein »Internationales Kanaldeckelmuseum« gibt — und er weiß solche Dinge nicht nur, er ist sogar schon dort gewesen.
Ich danke Ian Maxted für den Artikel, den er für Manholecovers.de geschrieben hat, und der hier zuerst in deutscher Übersetzung, am Schluß im englischen Original zu lesen ist:

Wir waren erfreut, 2006 in Comacchio in der Stadtbibliothek und Kunstgalerie eine Kanaldeckelausstellung zu entdecken. Als »Internationales Kanaldeckelmuseum« ausgewiesen, zeigte die Ausstellung auf speziellen Ständern ein paar Dutzend Kanaldeckel aus ganz Europa in einer großen Gestaltungsvielfalt. Als wir ein paar Jahre später zurückkamen, schien sich das Museum in Luft aufgelöst zu haben, aber wir fanden heraus, daß die Ausstellung in Comacchio nur eine temporäre war, während das Museum selbst sich in Ferrara in bestem Zustand befindet.
Außenansicht des Museums in Comacchio, 2006


Internationale Kanadeckelausstellung in Comacchio, 2006

Das Museum war eine Idee des unermüdlichen Stefano Bottoni. 1949 in Ferrara geboren, absolvierte er das dortige Kunstinstitut und später die Kunstakademie von Bologna. 1987 erdachte er das Straßenmusikfestival von Ferrara, das sich zu einer der größten Straßenmusik-Veranstaltungen der Welt entwickelt hat und eine Reihe internationaler Straßenmusiker — die »Musicisti di strada« — zusammenbringt. Zu Beginn 1988 noch mit dreißig Gruppen, hat sich zum 17. Festival 2005 die Zahl der Teilnehmer schon verzehnfacht und über 800.000 Touristen haben das Festival besucht, das zu den größten und beliebtesten in Italien gehört.

Signor Bottoni sind großartige und ungewöhnliche Ideen also nicht fremd. Er war künstlerischer Direktor vieler anderer Ereignisse in Ancona, Rom, Florenz und an anderen Orten. Im September 1998 stellte er der Welt seine neueste Idee vor: Einem Artikel von Tommaso La Rocca zufolge versuchte er an seinen Erfolg mit den Straßenmusikern anzuknüpfen, indem er »Ferrara bestimmte andere Einwohner der selben Straßen nahebringen wollte. Sie singen nicht, musizieren nicht und sprechen nicht … aber jemand hat sie in dem italienischen Film ›Vacanze romane‹, wo des ältesten Kanaldeckels der Welt gedacht wird, mit der Bezeichnung ›Seelen der Wahrheit‹ geadelt.«

Die Ausstellung wurde am 18. September 2004 in Ferrara eröffnet und zeigte Kanaldeckel aus aller Welt, Gegenstände, die gewöhnlich nicht als Kunst betrachtet werden, »uns aber doch Traditionen, Kultur und Geschichte enthüllen können«. Stefano Bottoni sammelt sie mit dem selben Enthusiasmus, mit dem er sich auch um seine Straßenmusiker gekümmert hat, geht Bürgermeistern auf die Nerven und Stadträten, Botschaften, Tourismusbehörden, Ingenieuren, Architekten, den Gießereien, die diese »betretenen Objekte« herstellen, ja sogar der »einzigartigen Kanaldeckelforscherin der chinesischen und irischen Städte«, Chen Jia Lee, deren Ausstellung »Water Marks of Dublin«, die Abdrucke von Kanaldeckeln zeigt, auf der Expo 2010 in Shanghai zu sehen war.


Kanaldeckel aus Krems (Österreich) im Internationalen Kanaldeckelmuseum, Ferrara 2010

Bis 2004 hatte er um die fünfzig Stücke aus Prag, Amsterdam, Athen, Zürich, Oslo, Wien, Oporto, Dublin, Shanghai, Helsinki, Sarajevo, Rom, Krakau, Havanna zusammengetragen. Er organisierte eine Serie von Wanderausstellungen und Veranstaltungen in den Städten, aus denen sie kamen. Sein großer Traum, »ihnen einen Ehrenplatz in einem großen, ständigen Museum« in Ferrara zu geben, scheint sich im Juni 2010 erfüllt zu haben, als der Renaissancehof des Nationalen Archäologischen Museums einige Reihen der Kanaldeckel ausstellte, viele mit den Namen ihrer Städte, häufig mit Wappen, und dadurch einem Gebrauchsgegenstand, dessen Aufgabe darin besteht, Zugang zu Kanälen und Schächten sicherzustellen, eine gewisse Würde verlieh.


Ausstellung im Internationalen Kanaldeckelmuseum, Ferrara 2010

Schon vor ihrer letzten Station hat die Sammlung ihren Wert bewiesen. Damals, 2006, ermutigte sie uns, Kanaldeckel zu sammeln — nicht als tonnenschweres Gußeisen, das massiven Lagerplatz braucht, sondern als digitale Bilder, die man im Internet verbreiten kann. Signor Bottoni hat somit ähnlich excentrische Kollegen in der digitalen Welt, die diesen besonderen Aspekt unseres Kulturerbes bewahren.

Webseite: www.manholemuseum.it
E-mail: info@manholemuseum.it


Plakat für das Internationale Kanaldeckelmuseum

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Nachfolgend der englische Originaltext:

International Manhole Cover Museum — Museo delle Ghise

In Commachio in 2006 we were delighted to discover an exhibition of manhole covers in the town’s library and art gallery. Described as the International Manhole Museum, it displayed on special stands several dozen manholes from across Europe with a wide variety of designs. Returning a couple of years later we found that the Museum seemed to have vanished into thin air, but we have since discovered that the exhibition at Commachio was only temporary and the Museum is still alive and well in Ferrara.

The Museum is the brainchild of the irrepressible Stefano Bottoni. Born in Ferrara in 1949, he graduated at the Ferrara Institute of Art and later at the Academy of Arts of Bologna. In 1987 he dreamed up the Ferrara Buskers Festival, which became one of the most important buskers’ events in the world bringing together an international array of buskers, the Strassenmusikanten or Musicisti di strada. Starting in 1988 with thirty groups, by the 17th festival in 2005 the number of participants had increased tenfold, becoming one of the greatest and popular festivals in Italy with some 800,000 visitors.

So Signor Bottoni is no stranger to grand and unusual ideas. He has been the artistic director of many other events in Ancona, Rome, Florence and elsewhere. In September 1998 he revealed to the world his latest idea. To quote from an article by Tommaso La Rocca, he aimed to follow his success with the buskers by "bringing to Ferrara other particular inhabitants of the same streets. They don’t sing, they don’t play and they don’t speak ... but someone has so much ennobled them as to call them “the souls of truth”, in the Italian film “Vacanze romane”, where the most ancient manhole cover in the world is remembered.

The exhibition was launched on 18th September 2004 in Ferrara, displaying manholes from all over the world, objects that are not usually considered as an artistic product but can “unveil to us traditions, culture and history”. Stefano Bottoni is collecting them with the same enthusiasm with which he has been pursuing his buskers, pestering mayors and town councils, embassies, tourist boards, engineers, architects, the foundries that produce these “trampled objects” and even the “unique world manhole researcher of Chinese and Irish cities Chen Jia Lee”.

By 2004 he had collected about fifty specimens from Prague, Amsterdam, Athens, Zürich, Oslo, Wien, Oporto, Dublin, Shanghai, Helsinki, Sarajevo, Rome, Cracow, Havana … He arranged a series of itinerant exhibitions and events in many of the cities from where they have come from. His Big Dream: to give them “a place of honour in a big permanent museum” in Ferrara seems to have become reality in June 2010 when the Renaissance courtyard of the National Archaeological Museum presented rows of them, many inscribed with the names of the world’s cities, often with a heraldic blazon, lending dignity to an everyday object which serves the vital function of giving access to drains and sewers.
Display in the International Manhole Cover Museum, Ferrara, 2010
Even before its latest incarnation the collection had proved its worth. It encouraged us back in 2006 to collect manhole covers, not as tons of cast iron requiring massive storage space, but as digital images that could be shared on the internet. Signor Bottoni has his equally eccentric counterparts in the digital world, who record this special aspect of our heritage.

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© Ian Maxted (Text) und Ian Maxted / Ed King (Bilder)
deutsche Übersetzung: Stefan Pohl
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