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Kindergeburtstag im Abwasserkanal
11. Mai 2011
Am Samstag war es wieder einmal soweit: Die Kommunalen Wasserwerke Leipzig haben interessierte Bürger zur Besichtigung eines kleinen Stückes ihres Kanalnetzes eingeladen. Über 2.600 Kilometer Abwasserkanäle befreien die Halbmillionenstadt von ihren Abwässern. Zur Besichtigung stand ein etwa 300 Meter langes Teilstück unter der Könneritzstraße in Schleußig, ein Mischwasserkanal, der sowohl das Abwasser aus den Häusern als auch Regenwasser abtransportiert. Der etwa zwei Meter hohe Kanal war bei reger Strömung knapp zu einem Viertel seiner Höhe gefüllt, bei starkem Regen steht das Wasser freilich bis oben hin.
Während viele die Vorstellung, durch die Excremente ihrer Nachbarn zu waten, sicherlich als nicht sonderlich einladend empfinden, hatte sich sogar eine Gruppe kleiner Mädchen eingefunden, die auf diese Art einen Kindergeburtstag feierte. Das war mit Sicherheit mal ein anderes Erlebnis als Zoo oder Ponyhof und jedenfalls lehrreicher als ein Kindergeburtstag mit Ronald McDonald, und die Mädchen schienen durchaus ihren Spaß zu haben, wofür allein schon die »Verkleidung« mit Schutzoverall, Wathosen und Helm gesorgt haben mag. Und vielleicht denken sie ja bei Gelegenheit, wenn sie die Toilettenspülung benutzen oder das Wasser aus der Badewanne lassen, an die unterirdischen Kanäle, die mithelfen, daß ihre Stadt nicht kollabiert.
Der Blick nach unten:
… abwärts:
Gut unten angekommen:
In den braunen Fluten des »Canale Grande« spiegelt sich zur Feier des Tages ein Lichtschlauch:
Ungewohnte Perspektive für Drainspotter: Kanaldeckel von unten:
Da hat gerade jemand die Spülung betätigt. Hausanschluß:
Bizarre Schimmelpilze wachsen am Rand des Kanals auf Rattenkot:
Die gründerzeitlichen Kanäle Leipzigs sind noch gut in Form und auch für heutige Verhältnisse durchaus noch ausreichend dimensioniert:
… nach einer Dreiviertelstunde wohlauf zurück an der Erdoberfläche:
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Haha. Wirklich interessante Idee im Abwasserkanal einen Kindergeburtstag
zu feiern. Leider kann man solche "Events" nicht buchen. Die sind in jedem Fall aufregender als Kinobesuch oder McDonalds-Burger.
Ja, buchen geht schlecht, da hat einfach jemand die Gelegenheit entschlossen beim Schopfe gepackt. Die Begeisterung seitens des Veranstalters war anfangs auch etwas gebremst, schließlich mußte er die Sicherheit garantieren. Aber da die Mädels wohl das angesetzte Mindestalter hatten und auch sonst ganz diszipliniert waren, ging das alles ganz reibungslos über die Bühne. Die waren auch gar nicht zickig von wegen Gestank und Ekel und dergleichen, wie man das bei Mädchen dieses Alters vielleicht erwartet hätte, sondern hatten eine gesunde Portion Abenteuerlust.